Death Angel - Humanicide

  • Review: Death Angel - Humanicide:

    Es ist einiges los im Thrash-Sektor dieses Jahr. Flotsam & Jetsam, Overkill und Exumer haben ihre neuen Scheiben schon vorgelegt, wobei jedoch letztere beide nur bedingt überzeugen konnten und so ruhen die Hoffnungen neben Testament und Destruction vor allem auf den Amis von Death Angel, die uns in den letzten Jahren ja mit drei durchaus beachtenswerten Alben eingeheizt haben, allen voran dem Über-Kracher "The Dream Calls For Blood". An diesen scheint man auch jetzt wieder anknüpfen zu wollen, zumindest ziert das Album-Cover im Gegensatz zum direkten Vorgänger "The Evil Divide" wieder Band-Maskottchen Wolfie, der optisch einmal mehr eine ziemlich coole Figur macht. Auch personell ist alles beim Alten, sowohl im Band-Gefüge als auch im einmal mehr von Jason Suecof geleiteten Produktions-Team gab es keine Veränderungen. Starten wir das Album also mit...

    1. Humanicide:
    Und der Titelsong macht gleich mal so richtig Laune. Den meisten dürfte die Nummer ja schon bekannt sein, handelte es sich hier doch um die erste Single des Albums, allen Anderen sei gesagt, dass es sich hier um eine absolut old-schoolige, angepisste Thrash-Abrissbirne handelt, die thematisch ein Wenig in der Nähe von "Thrown To The Wolves", dem einzigen echten Lichtblick des "The Art Of Dying"-Albums, angesiedelt ist und insbesondere live sicherlich für den einen oder anderen Moshpit verantwortlich sein dürfte! Verdammt starke Nummer!
    8/10 Punkte

    2. Divine Defector:
    Und genau hier macht der zweite Song dann auch direkt weiter, beziehungsweise setzt, was kompromisslose Härte und Geschwindigkeit angeht, sogar noch einen drauf! Stellenweise kann man durchaus Einflüsse des deutschen Thrash Metal-Stils heraushören. Das Hit-Potential des Openers erreicht man hier zwar nicht ganz, doch bleibt festzuhalten, dass "Humanicide" im Gegensatz zu seinem Vorgänger, der ja grade auf den ersten Metern etwas zaghaft wirkte und erst im weiteren Verlauf zur richtigen Thrash-Form fand, direkt mit voller Kraft nach vorne geht und sehr zu überzeugen weiß.
    7/10 Pkt.

    3. Aggressor:
    Ein Ausbrechen aus diesem Schema jedoch stellt schon die dritte Nummer "Aggressor" dar. Ein ruhiges Intro eröffnet den Track, ehe man dann wieder in eine recht rabiate Gangart wechselt, die jedoch nicht ganz so gut zündet wie auf den ersten beiden Songs - sei es wegen des irgendwie gehemmten Midtempos in den Strophen, den immer wieder auftretenden Synthie-Klängen oder daran, dass die Nummer alles in allem einfach zu verspielt wirkt bei dem Versuch, möglichst viele Facetten in ein Lied zu quetschen. Eher nur gehobenes Mittelmaß.
    6/10 Pkt.

    4. I Came For Blood:
    Die Nummer, die noch am Tag der Alben-Veröffentlichung eben ein Musik-Video spendiert bekommen hat. Puh, hier muss man als Thrasher schon eine gehörige Portion Anpassungswillen mitbringen, wenn man die positiven Aspekte hervorheben möchte. Der Track ist eigentlich fast mehr Rock als Metal und weist zudem eine heftige Punk-Schlagseite auf. Als Referenz fallen einem hier an erster Stelle Motörhead ein, was ja jetzt an sich nichts Schlechtes ist, doch ist das eigentlich nicht, was ich von einer Thrash Metal-Band hören möchte. Der Song erinnert ein Wenig an Overkill in ihren schlechteren Momenten und wird vor allem durch den coolen Pre-Chorus noch ins Mediokre "gerettet".
    5/10 Pkt.

    5. Immortal Behated:
    Auf den kürzesten Song des Albums folgt der längste, aber viel besser wird es hier leider auch nicht, obwohl die Richtung eine komplett andere ist. Sehr ruhig geht es hier los, ehe sich eine getragene Nummer entspinnt, die vor allem auf den Refrain zuläuft. Erneut wird Thrash Metal hier eher klein geschrieben, mal davon abgesehen, dass die Synthies spätestens auf diesem Song richtig zu nerven beginnen. Es ist ja schon seit einigen Jahren ein Phänomen, dass Thrash-Bands sich an derlei Nummern versuchen ("Satan Is Real" sei mal als besonders missratene Referenz genannt), aber so wirklich brauchen tut das eigentlich niemand. Zu allem Überfluss endet die Chose dann auch noch in einem recht überflüssigen Klavier-Outro. Immerhin bleibt der Refrain tatsächlich recht hartnäckig im Ohr haften.
    5/10 Pkt.

    6. Alive And Screaming:
    Na also, es geht doch! Hier wird endlich wieder richtig drauf losgeholzt, als man schon befürchten musste, die Platte würde jetzt komplett ins Mittelmaß abrutschen. Neben dem Opener und Titelsong wäre dieser hier derjenige, dem ich das größte Live-Potential zuschreiben würde und im Refrain macht auch Mark Osegueda am Gesang auch eine überraschend gute Figur - obschon die Stimme des Herrn an sich natürlich immer ein Streitpunkt unter den Thrash-Fans bleiben wird.
    8/10 Pkt.

    7. The Pack:
    Es folgt ein weiterer Song, der schon vorab als Single ausgekoppelt worden war. Eine richtig coole Nummer mit eben solchem Text, ihrerseits größtenteils im Midtempo gehalten, aber deutlich stimmiger, als das noch auf "Aggressor" der Fall war. Hier funktioniert die Formel hervorragend, die Strophen sind treibend und leiten stark in den flotteren Refrain über, ehe ein cooles Solo von Rob Cavestany die Nummer noch abrundet.
    7,5/10 Pkt.

    8. Ghost Of Me:
    "Ghost Of Me" kann im Abschluss das hohe Niveau mindestens noch halten und entwickelt sich seinerseits zu einem Highlight des Albums. Ein flotter Uptempo-Banger, der die Nacken-Muskulatur einem Routine-Test unterzieht. So will man Death Angel hören - der Song hätte auch auf dem vorletzten Album der Amis eine absolut passable Figur gemacht und wird jeden Liebhaber traditionellen Thrash Metals zu hundert Prozent zufrieden stellen.
    8/10 Pkt.

    9. Revelation Song:
    Dem gegenüber fällt die folgende Nummer jedoch leider wieder deutlich ab. Hier wird der Thrash-Faktor erneut zurückgeschraubt, stattdessen wildert man diesmal in recht traditionellen Heavy Metal-Gefilden. Vielerorts werden Black Sabbath als Inspiration für diese Nummer genannt und tatsächlich ist der Gedanke an die Engländer insbesondere zu Dios Zeiten keine schlechte Referenz. Erneut ist das an sich kein schlechter Vergleichspunkt, doch hat Rob Cavestany bei aller Wertschätzung seines Thrash-Riffings leider ein deutlich schlechteres Händchen für unsterbliche Epen als Tony Iommi und so bleibt es dann auch bei "Revelation Song" eher beim Versuch.
    5/10 Pkt.

    10. Of Rats And Men:
    Und auch der letzte Song des Silberlings kann leider nicht komplett überzeugen, wenngleich man hier wieder deutlich traditioneller zu Werke geht. Coolen Backing-Vocals wie bereits auf dem gesamten Album steht eine irgendwie unstimmige Komposition gegenüber. Auf der Haben-Seite des gesamten Albums steht dagegen einmal mehr der sehr druckvolle, dennoch organische Sound, den Jason Suecof der Band gezimmert hat und der wie schon auf den letzten drei Alben das Maximum aus den Nummern herausholt.
    5/10 Pkt.

    Fazit:
    Und dann schaltet sich die Scheiblette ab - und der Hörer bleibt doch leicht desillusioniert sitzen. War das tatsächlich alles? Sicher, schlecht ist die Scheibe nicht geworden, doch den starken Vorab-Veröffentlichungen und dem coolen Cover, die einen weiteren modernen Klassiker im Stile von "The Dream Calls For Blood" erwarten hatten lassen, wird das Album als Ganzes leider nicht gerecht. Im Gegenteil findet sich doch eine überraschend hohe Zahl an Fehlversuchen in der Tracklist, sodass man wohl sogar den Vorgänger "The Evil Divide" diesem Machwerk vorziehen muss. Und vielleicht liegt genau hier der Knackpunkt mit "Humanicide": Death Angel haben sich mit den letzten drei Alben ein Niveau erarbeitet, auf dem es ihnen zunehmend schwer fällt die Erwartungen zu erfüllen - ganz im Gegensatz zu Kollegen wie Overkill, deren neues Album ziemlich genau auf demselben Level rangiert, aber nach dem schwachen "The Grinding Wheel" als eindeutige Verbesserung gelobt werden konnte. Dennoch, ein wenig mehr straighten Thrash, als hier geboten wird, hätte man sich von Death Angel durchaus erwarten können. Schade, dass dafür wohl nur die Hoffnung auf das nächste Album bleibt - wir hören uns in drei Jahren!

    Strapped on the table
    The operation begins
    Caught in the fable
    The doctor is in...

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