Traditional Thursday #1: Slayer - Angel Of Death

  • Dann ist es also Zeit für den ersten Traditional Thursday und damit erstmals die Gelegenheit, Werke aus früheren Jahrzehnten in die Runde unserer Songs der Woche zu werfen. Und naturgemäß stellt sich bei der ersten Auflage solch einer Aktion immer ganz besonders die Problematik "Welchen Song wähle ich aus?". Material gäbe es genug, keine Frage, doch möchte man natürlich einen Song finden, der das gewählte Thema auch angemessen repräsentiert - und das ist in diesem Falle eindeutig die Zeit der Metal-Klassiker. Nun hat man von dieser Erkenntnis ausgehend im Prinzip zwei Möglichkeiten: Man kann eine Nummer aus dem Underground wählen, ein vergessenes Juwel, das eigentlich unter den großen Namen seiner Zeit genannt werden müsste, wenn nur nicht verschiedenste Umstände einen kommerziellen Durchbruch verhindert hätten. Und, meiner Seel, eine Fülle solchen Materials ließe sich finden in der Sturm- und Drangphase unseres Genres. Doch würde man mit einer solchen Song-Auswahl, so ehrenwert das Motiv sein mag, einer vergessenen Band die längst verdiente Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen, nicht die Symbolik des Augenblicks verkennen, die sich eben aus dieser Stellung eines Ersten, eines neuen Anfanges speist?

    Doch wenn man diesen obgenannten Weg nicht einschlagen will, was soll man dann tun? Es bleibt einem nur der Griff nach ganz oben im virtuellen Plattenregal, zum vielleicht bedeutendsten Metal-Album aller Zeiten: Slayers "Reign In Blood". Wohl niemand, der nicht von dem "Renn um dein Leben"-Effekt berichten kann, den dieses Album bis heute auf jeden wirkt, der es zum ersten Mal in seinen Player legt. Und wenngleich mir persönlich von diesem Werk "Raining Blood" besonders am Herzen liegt, so ist es doch der Opener "Angel Of Death", der zweifelsohne die stärkste Wirkung erzielt. Während Metallica zu gleicher Zeit ihr Album mit gefälligen Akustik-Gitarren einleiteten, war bei Slayer für derlei musikalischen Zierrat weder Zeit noch Raum. Sofort wird der geneigte Hörer vom Mainriff mit einer Mischung aus klinischer Präzision und unbändiger Brutalität an die Wand genagelt, noch ehe nach neunzehn Sekunden der wohl berühmteste Schrei der Metal-Geschichte einsetzt. Tom Araya hat Jahre später berichtet, dass dieser Scream so zunächst nicht einmal eingeplant war. Erst im Laufe der Aufnahmen kamen Rick Rubin und Jeff Hanneman zu der Auffassung, dass dem Intro des Stückes etwas fehle und letztlich war es der Gitarrist, der Tom zur Seite nahm und meinte: "Scream. You need to scream. You've got to scream right there."

    Und das tat Tom Araya - und wie. Der erste Take ist es, der bis heute auf dem Album zu hören ist. Die Band nahm noch einige weitere Versuche auf, doch die Authentizität und Energie dieser ersten Aufnahme konnte nicht mehr erreicht werden. Und dann schon setzten die eigentlichen Vocals ein: "Auschwitz - the meaning of pain - the way that I want you to die". Weder vorher noch später haben Song-Lyrics je eine derartige Schock-Wirkung auf die Hörerschaft ausgeübt. Die Kontroversen, die aus diesen Zeilen und den ihnen folgenden entstanden, sind allgemein bekannt, doch bestehen bleibt der Fakt, dass ein Album nie effektvoller eröffnet werden konnte, als es auf diesem Song der Fall war. Es gäbe noch so vieles zu berichten, von den furiosen Gitarren-Attacken von Hanneman/King, von der vielleicht besten Drum-Leistung in der Karriere des großen Dave Lombardo oder von der puren Bosheit dieser Komposition - doch wozu das alles, wenn doch jeder selbst diesen Song kennt und sein eigenes Bild dieses Meisterwerkes längst vor sich hat?

    In diesem Sinne bleibt mir nur die Empfehlung, auf das Video zu klicken und sich Slayers "Angel Of Death" einmal mehr zu Gemüte zu führen. Und wenn man schon dabei ist, kann der Rest des "Reign In Blood"-Albums direkt folgen - die 28 Minuten eurer Lebenszeit sind nie verschwendet:


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