Kotzer der Woche #8: Tarja - Poison (Alice Cooper-Cover)

  • In meinen Kotzern der Woche komme ich dieser Tage erstaunlich häufig auf Alice Cooper zu sprechen. In diesem Falle kann The Coop selbst aber nicht einmal etwas dafür, dass er in dieser Kategorie gelandet ist, denn sein 1989er Hit "Poison" ist, wenn auch verdächtig nahe am Glam gebaut, doch eine sehr eingängige Nummer mit ausgemachtem Ohrwurm-Potential. Selbiges lässt sich über die Cover-Version, die ex-Nightwish Front-Walküre Tarja Turunen von dem Song aufgenommen hat, leider nicht behaupten. Ein Cover ist tendenziell immer eine brenzlige Angelegenheit, gerade bei einem Song, den jeder kennt und (fast) jeder liebt, und sicherlich könnte man eine ganze Litanei an Beispielen finden, in denen ein solches Unterfangen eindeutig misslungen ist, doch diese ausgewählte Fremdinterpretation ist eine der schmerzhaftesten, die mir bisher zu Ohren gekommen sind.

    Einen Song zu interpretieren, dessen originaler Sänger vom anderen Geschlecht ist, ist immer mit Gefahren befangen, kann jedoch funktionieren, wenn der neue Interpret stimmlich flexibel genug ist, um den Unterschied nicht allzu eklatant zu machen, sodass der Gesang nicht unpassend wirkt. Wenn man aber Madame Turunen eine Sache nicht nachsagen kann, dann ist es stimmliche Flexibilität. Die Frau ist zweifelsohne eine hervorragend ausgebildete Sängerin, aber eben auch ein One Trick Pony, das neben seinem opernhaften Gesang wenig darzubieten hat. Dagegen ist an sich nun nicht einmal etwas einzuwenden, doch für einen Song, der im Original von der nasalen, rauen Stimme eines Alice Cooper getragen wird, ist sie schlichtweg die schlechteste Wahl, die diesen Vocals überhaupt angedeihen konnte.

    Leider trägt auch die sonstige Interpretation des Stückes kaum dazu bei, das Bild zu verbessern, im Gegenteil: Auf dem Album "My Winter Storm", auf der das Cover 2007 erschien, hatte Tarja mit Kiko Loureiro von Angra eigentlich eine ganz namhafte Besetzung an der Gitarre parat, dieser war jedoch offensichtlich hauptsächlich im Studio, um den Kaffee aufzubrühen. Anders lässt es sich kaum erklären, dass man dem Herrn einen derart polierten, zahnlosen Sound zuteil werden hat lassen, bei dem Emppu Vuorinen wohl fluchtartig den Raum verlassen hätte. Auch beim Schlagzeug stellt man sich die Frage, warum man, wenn man es besonders steril wollte, nicht einfach auf einen Drum-Computer zurückgegriffen hat. Tarja interpretiert hier einen Hard Rock-Song, der im Original nicht grade mit um sich greifender Härte aufwartet, aber dafür mit einer gehörigen Portion Charisma ausgestattet ist. Durch das Zurückgreifen auf einen 08/15-Modern Metal-Sound der softeren Art beraubt man die Nummer einfach jeglichen Charmes.

    An einigen Stellen steigt der Cringe-Faktor dann nochmal in besonders schwindelerregende Höhen (man achte nur auf die männlichen Zusatz-Vocals im letzten Refrain), sodass man getrost von einem Kotzer der Woche sprechen kann. Ach ja, nicht unerwähnt bleiben soll trotz alledem, dass Mr. Cooper selbst von dieser Interpretation seines Tracks sehr angetan war. Da blieb er wohl leider weltweit der Einzige, aber der Mann ist ja auch bekannt für seinen bisweilen schrägen Humor.

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