• Review: Destruction - Born To Perish:

    Drei Jahre ist es her, dass mit "Under Attack" das letzte echte Destruction-Studioalbum auf die Welt losgelassen wurde - die lediglich aus überflüssigen Neuaufnahmen alter Hits bestehenden "Thrash Anthems II" nicht mitgerechnet. Das ist für die Truppe um Schmier und Mike Sifringer wohl mittlerweile in etwa die normale Zeitspanne, während man sich bis 2012 noch etwa alle ein bis zwei Jahre eine neue Scheibe der Herren ins Plattenregal stellen konnte. Nun, wenn es denn der Qualität der Outputs zuträglich ist, dann möge das so sein. Und so richtig enttäuscht haben Destruction nach ihrer Reunion eigentlich nie. Sicher, "D.E.V.O.L.U.T.I.O.N." war über weite Strecken eher langweilig und dem 2016er Werk "Under Attack" mangelte es an Aggressivität und Biss, aber immer war die musikalische Qualität hoch genug, um zumindest den kurzzeitigen Hörgenuss sicherzustellen. Wie sieht es diesbezüglich also mit dem neuen Zerstörer-Baby "Born To Perish" aus?

    1. Born To Perish:
    Der Opener ist auch gleichzeitig der Titelsong und die erste Single. Wenn die nicht ordentlich kracht, kann man das Album eigentlich von vorneherein abschreiben. Tut sie aber, wie man bereits seit Monaten weiß, wenn man sich den Song zu Gemüte geführt hat. In typischster Destruction-Manier wird hier schnell und aggressiv zu Werke gegangen, die Gitarren schneiden und der Refrain tut sein Übriges, um einen starken Einstieg in die Scheibe zu garantieren - genau so stellt man sich das vor!
    8/10 Punkte

    2. Inspired By Death:
    Allgemein waren die Vorab-Veröffentlichungen aus dem Album ja schon durchaus eine Klasse für sich und ließen schon einen echten Hammer erahnen. Welche Band schafft es heute noch, drei Songs auszukoppeln, die auch noch alle drei voll ins Schwarze treffen? "Inspired By Death" ist typisch Destruction, weist aber gleichzeitig einen enorm hohen Wiedererkennungswert auf. Die Gitarrenarbeit ist technisch stark und sehr bemerkenswert, trotzdem bleibt die Nummer fest im Thrash verwurzelt. Auch Schmier liefert hier seine wohl stärkste Vocal-Performance des Albums ab, auch wenn man allgemein konstatieren muss, dass die verrückten Schreie, für die man den charismatischen Fronter kennt und liebt, auf "Born To Perish" leider nur sehr dosiert Anwendung finden. Sehr interessant dürfte es jedenfalls sein, diesen Song in der Live-Umsetzung zu erleben!
    8/10 Pkt.

    3. Betrayal:
    Und auch Titel Nummer drei war ja bereits vorab ausgekoppelt worden und hatte seine Qualität eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Allen Songs dieses eröffnenden Trios wohnt ein Wenig das Feeling der Achtziger-Werke der Band inne, wobei dieses bei "Betrayal" am stärksten ausgeprägt ist. Die Nummer hätte auch original so auf der "Infernal Overkill" stehen können - und das ist wohl der größte Adelsschlag, den man einem Destruction-Song überhaupt verleihen kann.
    8/10 Pkt.

    4. Rotten:
    Es folgt die erste noch unbekannte Nummer und man muss sich als Hörer doch darauf einstellen, dass das bisher angeschlagene Niveau hier nicht gehalten werden kann. "Rotten" drosselt das bisher gleichbleibend hohe Tempo. Das ist nun an sich nicht zwingend etwas verwerfliches, aber hier bricht es einfach mit dem enormen Drive, den dieses Album bislang aufgebaut hatte. Sicher, der Refrain lädt zum Mitshouten ein, aber die Nummer ist leider so offensichtlich auf "Live-Hymne" getrimmt, dass es dann doch eher cheesy wirkt. Zwar sind Destruction natürlich vor Ausfällen à la "Satan Is Real" gefeit, doch mehr als Mittelmaß bleibt unter dem Strich nicht.
    6/10 Pkt.

    5. Filthy Wealth:
    Leider wird die Kerbe auch mit "Filthy Wealth" nicht direkt wieder ausgewetzt. Sicher, die Nummer geht wieder flott nach vorne, aber leider kaum in der Art und Weise, wie man es sich von einer Thrash-Gruppe wünscht. Seit dem Ende von Motörhead haben es sich offenbar sämtliche Thrash-Bands in den Kopf gesetzt, dass sie jetzt eine Nummer in ihr Album aufnehmen müssen, die auch original aus dem Lemmy-Nachlass stammen könnte. Overkill und Death Angel haben ihre Versuche in diese Richtung auf ihren diesjährigen Alben ja sogar als Single ausgekoppelt und auch Destruction haben jetzt also einen entsprechenden Song am Start. Richtig gelungen ist davon aber keine einzige Nummer. Wie auch, richtig authentisch konnte solche Songs doch eh nur Lemmy selbst schreiben. Also, Gras drüber - next!
    5/10 Pkt.

    6. Butchered For Life:
    An nächster Stelle erwartet den Hörer allerdings leider der Tiefpunkt und mit 6:43 auch noch längste Song des Albums. "Butchered For Live" wartet mit einem balladesken Intro auf, das gewissermaßen "Getting Used To The Evil" vom letzten Album in verschlimmerter Form darstellt und an die fragwürdigen Experimente der Band aus der Kaiser-/Wilkens-Ära denken lässt. Im weiteren Verlauf fängt sich die Nummer dann ein Wenig, kommt aber mit ihrem schleppenden Ansatz weiterhin nicht über das Mittelmaß hinaus. Leider kein Hit!
    4/10 Pkt.

    7. Tyrants Of The Netherworld:
    Als das Album aber gerade beginnt, im Mittelmaß zu versinken, kommt hier endlich mal wieder etwas Schwung in die Bude! "Tyrants Of The Netherworld" (bedient sich beim Songtitel kräftig bei Holy Terror) ist ebenso wie der letzte Track eine relativ ungewöhnliche Nummer auf dem Album, stilistisch jedoch das genaue Gegenteil des eher ruhigen und versucht gruseligen letzten Tracks. Kurz und bündig wird hier mit einem coolen Riff nach vorne gegangen und jeder, der bei den letzten drei Nummern kurz weggenickt war, umgehend wieder zurück ins Bild geholt!
    7/10 Pkt.

    8. We Breed Evil:
    Das folgende "We Breed Evil" setzt in Sachen Aggression sogar nochmal einen drauf. Spätestens hier ist man wieder auf dem sehr hohen Niveau des Anfangsteils der CD angekommen. Mike Sifringers Finger fliegen über das Griffbrett wie eh und je, dass es eine Freude ist. Ach ja, lasst euch übrigens nicht einreden, man würde diesem Album die Hereinnahme von Damir Eskic an der zweiten Gitarre irgendwie anmerken - weder im positiven noch im negativen Sinne ist das der Fall. Mike hat auf sämtlichen Destruction-Scheiben so dicht gespielt (bisweilen ja auch mit tatkräftiger Hilfe von Gast-Musikern), dass es nie ins Gewicht fiel, dass Destruction als Trio unterwegs waren und so dürfte sich das neue Bandmitglied wohl eher live bemerkbar machen als auf einem Studioalbum.
    8/10 Pkt.

    9. Fatal Flight 17:
    Und erfreulicherweise geht das Thrash-Fest auch in der Folge ungemindert weiter. "Fatal Flight 17" hat mehr Energie als Kreator auf ihren letzten zwei Alben zusammen aufbringen konnten und versetzt den Thrasher direkt wieder in den siebten Himmel. Die Gitarrenarbeit, der Gesang, die Songstruktur - hier greift alles ineinander, sodass unter dem Strich ein weiterer Kracher den Hörer erwartet.
    8/10 Pkt.

    10. Ratcatcher:
    Zum Abschluss lassen Destruction auch nichts mehr anbrennen. "Ratcatcher" geht genau in dieselbe Richtung wie der Großteil der vorigen Songs und das ist verdammt gut so. Der Sound des Albums ist generell sehr zufriedenstellend ausgefallen; Randy Black, bekannt von Primal Fear und Annihilator, bedient als neues Mitglied die Felle vielleicht eine Spur weniger brachial als sein Vorgänger Vaaver, zeigt aber ein gutes Näschen dafür, was der Song gerade braucht und hat auch einen deutlich organischeren, natürlicheren Drum-Sound geschneidert bekommen, als das bei Destruction zuletzt häufig der Fall war.
    8/10 Pkt.

    Fazit:
    Ganz schön ins Schwitzen kann man kommen, wenn man sich als Thrasher "Born To Perish" in seiner Gesamtheit gibt! Zwar fehlt ein Song, den man eindeutig als Über-Hit ausmachen könnte, doch ist das gesamte Niveau am Anfang und Ende des Albums geradezu beängstigend hoch, wobei die Intensität der entsprechenden Nummern sogar die kleine Schwächephase zur Albenmitte vergessen lässt. Allgemein haben sich Destruction nach ihrem eher mäßigen letzten Studio-Output wieder deutlich gesteigert und auch wenn man aufgrund der genannten Schwachpunkte wohl nicht ganz an "Spiritual Genocide" oder "Day Of Reckoning" anschließen kann, darf sich "Born To Perish" durchaus Hoffnungen machen, beim Album des Jahres ein gewichtiges Wörtchen mitreden zu dürfen. Flotsam & Jetsam dürfen sich diesbezüglich zumindest auf Konkurrenz gefasst machen!

    Strapped on the table
    The operation begins
    Caught in the fable
    The doctor is in...

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