Sacred Reich - Awakening

  • Review: Sacred Reich - Awakening:

    23 Jahre sind eine lange Zeit. Genau so viel Zeit ist vergangen, seit Arizonas Sacred Reich letztmals mit einem Studioalbum von sich reden machten. Nach dem damals vierten Album der Gruppe, welches auf den Titel "Heal" hörte, war erstmal Schicht im Schacht und die Band löste sich auf. Seit 2006 war man dann wieder aktiv und spielte in Originalbesetzung aus den Achtzigern auch hochklassige Liveshows, wann immer man eine Bühne geboten bekam, doch ein neues Album stand lange Zeit nicht im Raum. Dann kam es auch noch zu personellen Umbrüchen in der Band, als erst Drummer Greg Hall das Handtuch warf und dann auch noch Gitarrist Jason Rainey aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr mitwirken konnte. Dieser Umbruch scheint in der Gruppe allerdings geradezu einen kreativen Prozess in Gang gesetzt zu haben; für die Drums holte man einen alten Bekannten zurück: Dave McClain ist den Meisten wahrscheinlich von Machine Head ein Begriff, hat aber auch in der Vergangenheit schon für Sacred Reich getrommelt - unter anderem auf den Scheiben "Independent" und dem schon genannten "Heal". An der Gitarre verpflichtete man dagegen mit Joey Radziwill eher einen Grünschnabel, der das Quartett komplettiert, das jetzt also auf "Awakening" zu hören ist.

    1. Awakening:
    Der Titelsong und Opener war auch gleichzeitig die erste Single-Auskopplung inklusive Video (das mehr als fragwürdige "Don't Do It Donnie" mal nicht mitgerechnet). Hier schwante dem gemeinen Fan schon Böses, denn die Nummer tut zwar niemandem weh, ist aber auch alles andere als zwingend und ein recht verhaltener Beginn der Scheibe. Ein paar nette Gitarren-Parts treten hier und dort hervor, doch versinkt das Stück dann doch weitestgehend in einem Thrash-/Heavy-Mix, wie man ihn beispielsweise auch auf neueren Metallica-Werken findet. Gehobenes Mittelmaß.
    6/10 Punkte

    2. Divide & Conquer:
    Richtig los legt die Scheibe dann allerdings erst mit dem zweiten Track. Noch mehr als das namensgebende Stück legt "Divide & Conquer" den Fokus auf die Gitarrenarbeit, die sich hier zum ersten Mal in ihrer ganzen Qualität Bahn bricht. Sowohl in Sachen Tempo als auch bezüglich der Härte lässt man hier den Opener im Staub stehen, verzichtet aber dennoch nicht auf einen feinen, sehr melodischen Refrain, der beim ersten Hören vielleicht noch wie ein Fremdkörper im Song anmutet, sich bei genauerer Betrachtung aber immer besser einfügt. Von allen Vorab-Veröffentlichungen von "Awakening" ist diese hier eindeutig die stärkste!
    7,5/10 Pkt.

    3. Salvation:
    Die Euphorie jedoch währt nur verhältnismäßig kurz, denn schon "Salvation" kann die guten Ansätze des vorigen Songs nicht fortführen. Die Band versucht sich hier an einer eher hymnischen Herangehensweise, die man von der Gruppe so eigentlich gar nicht gewohnt ist. Am ehesten noch lassen sich Gemeinsamkeiten mit den nicht nur zeitlich, sondern auch musikalisch sehr in den Neunzigern verwurzelten letzten beiden Alben der Band finden - allerdings waren es ja auch genau diese beiden Alben, die letztlich zur Auflösung von Sacred Reich führten. Nun ist dieser Song hier auch kein kompletter Schlag ins Wasser, sondern für das, was er darstellen soll, wohl nicht mal schlecht gelungen, nach dem letzten Track macht sich aber doch etwas Enttäuschung breit.
    6/10 Pkt.

    4. Manifest Reality:
    Da freut sich der durchschnittliche Fan über "Manifest Reality", denn dadurch, dass auch dieses Lied schon vorab veröffentlicht wurde, weiß er da zumindest, was er hat. Der Track kommt wieder eine gute Nummer härter, verfügt über das vielleicht stärkste Riff der Scheibe und könnte gerade auch live zu den interessanteren Stücken von "Awakening" gehören. Kommt ohne das grottige Video sogar noch besser!
    7/10 Pkt.

    5. Killing Machine:
    Und diesmal Schaffen es Sacred Reich auch, ihr Momentum zu nutzen, denn "Killing Machine" ist erneut eine eher harte Nummer, die - wie das Gros der Songs dieses Albums - um den sehr eingängigen Refrain aufgebaut ist. Gleichzeitig wirkt der Song aber im Vergleich zum Rest des Longplayers eine Spur technischer und elaborierter, was der Nummer ausgezeichnet zu Gesichte steht. Gutes Thrash-Futter!
    7/10 Pkt.

    6. Death Valley:
    Es folgt leider der Tiefpunkt des Albums. "Death Valley" stellt zwar, was den Härtegrad anbelangt, voll zufrieden, scheitert aber als Song trotzdem krachend. Die Nummer verfügt über einen sehr seltsamen, geradezu swingenden Groove, über den die Stimme von Phil Rind, der ja nun allgemein nicht zu den versiertesten Sängern der Thrash-Gilde gehört, mehr als unpassend klingt. Wiley Arnett versucht an der Gitarre zu retten, was zu retten ist - leider ist das in diesem Fall nicht viel.
    3/10 Pkt.

    7. Revolution:
    Dagegen folgt mit "Revolution" wieder eine Nummer, die vollauf überzeugen kann. Geschwindigkeit wird hier einmal mehr Großgeschrieben, Phil klingt nach seinem gesanglichen Ausfall bei der letzten Nummer rehabilitiert und allgemein gibt es geradlinig auf die zwölf. Es ist schwer zu sagen, ob es nur daran liegt, dass dieser Song dabei hilft, den letzten Tiefschlag zu verdauen, oder nicht, aber während selbst die packenderen Songs im bisherigen Verlauf des Albums "nur" gutes Thrash-Futter darstellten, hat man bei dieser Nummer tatsächlich das Gefühl, noch häufiger das heimische CD-Laufwerk mit ihr malträtieren zu wollen.
    8/10 Pkt.

    8. Something To Believe:
    Nach diesem Highlight fällt dagegen der letzte Song "Something To Believe" schon wieder etwas ab. Die Nummer lässt erneut starke Neunziger-Erinnerungen wach werden und das sind bei Metalheads gemeinhin keine guten. Wer Songs wie "Independent" oder "Blue Suit, Brown Shirt" zu den Highlights der SR-Diskographie zählt, der wird hier sicherlich bedient, doch schon Fans von "The American Way" dürften an dieser Nummer ein Wenig zu knabbern haben, auch wenn gute Ansätze sicherlich erkennbar sind.
    6/10 Pkt.

    Fazit:
    Es sind gemischte Gefühle, mit denen man als Thrasher "Awakening" betrachtet. Einerseits ist die Rückkehr von Sacred Reich auch abseits der Live-Bühne für jeden Kuttenträger eine Freude und wenn man beim Blick auf die Tracklist feststellte, dass das völlig vermurkste "Don't Do It Donnie" nicht auf dem Album gelandet war, musste einem schon ein Stein vom Herzen fallen. Selbst dass das Album nur acht Tracks beinhaltet und grade eine halbe Stunde füllt, war nicht zwingend ein schlechtes Zeichen, sondern eher ein Indiz, dass hier eine Band versucht, sich auf das Wesentliche zu beschränken und möglichst keine Filler einzubauen. In diesem Fall aber müssten die enthaltenen Songs auch konsequent zünden - auf "Awakening" dagegen bietet sich dem Hörer eher ein durchwachsenes Hit & Miss-Spiel - und das Slayer-esque Geprügel aus "Ignorance"-Zeiten erreicht die neue Scheibe nicht mal in ihren stärksten Momenten. Und das ist dann wohl auch das Zeugnis, das man Sacred Reich im großen Comeback-Jahr 2019 ausstellen kann: durchwachsen. Denn schlecht ist das neue Album nicht und das Comeback von Exhorder dürfte man wohl immer noch in die Tasche stecken, doch schon an den Death Metal-Rückkehrern von Possessed und "Revelations Of Oblivion" beißen sich Phil Rind und Co. die Zähne aus - und was auch immer sich bei Dark Angel aktuell zusammenbraut, dürfte, sofern es dieses Jahr noch zur Veröffentlichung kommt, "Awakening" mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit pulverisieren.

    Strapped on the table
    The operation begins
    Caught in the fable
    The doctor is in...

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