Kotzer der Woche #13: Helloween - A Tale That Wasn't Right

  • Als ich begann, Gedanken für den mittlerweile dreizehnten Kotzer der Woche zu sammeln, stellte ich mir folgende Frage: Wer ist eigentlich das Paradebeispiel für Poser im Metal-Genre? Aus heutiger Sicht wäre man sicherlich versucht, erstmal beherzt "Sabaton!" zu rufen, doch wenn man sich recht besinnt, so sind die Schweden zwar sicherlich diejenige Band, die diese Gattung heutzutage am repräsentativsten Vertreten, doch sind die wahren Prototypen des Posertums wohl eher in den Achtzigern zu suchen. Und an dieser Stelle kommen Helloween ins Spiel: Eine Band, die das europäische Power "Metal"-Genre quasi im Alleingang begründete und dem Metal so eine seiner nervigsten, immerzu gleichsam zahnlosen und nicht tot zu kriegenden Unarten (den Begriff "Subgenres" möchte ich in diesem Zusammenhang gar nicht bemühen) bescherte, kann in unseren Kotzern nicht unbeachtet bleiben.

    Allgemein findet sich im Œvre der Kürbisköpfe natürlich reichlich Material, das man in die Kategorie "Kotzer" einordnen könnte und tatsächlich ist wohl vieles, was später in der Band-Diskographie angesiedelt ist, noch schlechter als das hier ausgewählte Stück. Der Grund, warum wir heute dennoch "A Tale That Wasn't Right" betrachten wollen, ist der, dass dieser Song wohl den größten Schock-Effekt in der Metal-Szene hatte, als er 1987 auf die Menschheit losgelassen wurde. In späteren Zeiten war man es von Helloween gewohnt, Pop im Metal-Deckmäntelchen dargeboten zu bekommen (was nicht heißen soll, dass diese "Band" es nicht trotzdem immer wieder geschafft hätte, die Erwartungen noch zu unterbieten), doch dieser Song vom "Keeper Of The Seven Keys Part I"-Album erschien nur zwei Jahre nach dem eigentlich ziemlich geilen Debüt "Walls Of Jericho" zu einem Zeitpunkt, als man eigentlich noch ziemlich viel von der Truppe erwarten konnte.

    Was aber macht "A Tale That Wasn't Right" so schlecht? Der erste von mehreren Kritikpunkten lässt sich schon beim Blick auf den Songtitel erahnen: Die Lyrics sind absolut unterirdisch. Wer kommt auf die Idee, dass man einem Song diesen Titel geben sollte? Und, mehr noch: Welches Plattenlabel hält seine Musiker nicht umgehend von solch einer Peinlichkeit ab? Keiner, wirklich kein einziger Native Speaker auf diesem Planeten würde diese Phrase so bilden oder verwenden - und leider passt sich der restliche Text diesem Niveau nahtlos an. Jetzt mag man vielleicht einwerfen, dass gerade meine Person als Fan deutschen Underground-Thrash Metals der 1980er-Jahre sich, was die Qualität von Texten anbelangt, nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen sollte, aber es macht einen Unterschied, ob Leute in Vorschul-Englisch über Satan und den Weltuntergang singen mit dem einen und einzigen Ziel, irgendwie böse zu klingen, oder ob jemand mit derart grottigen Englisch-Kenntnissen versucht, epische oder tiefschürfende Erzählungen zum Besten zu geben. Ersteres geht voll in Ordnung, kann bisweilen sogar mal einen gewissen Kult-Charakter haben, letzteres ist einfach nur der pure Cringe.

    Aber wenn es nur die Lyrics wären, die grottenschlecht sind, wäre die ganze Sache ja nur halb so schlimm. Aber leider handelt es sich halt auch um einen Song aus der Feder von Helloween-Gitarrist Weiki - und das merkt man der Nummer an. Es hat seinen Grund, dass Kai Hansen, der anno '87 noch die meisten Songs für Helloween schrieb, zwei Jahre später seinen Hut nahm und Gamma Ray gründete, um zumindest noch ein Minimum an Härte zu bewahren. Weiki dagegen schrieb leidenschaftlich gerne Songs wie diesen hier - eine Ballade, die sich große Mühe gibt, als das am schlimmsten überzuckerte Pop-Stück der Welt in die Geschichte einzugehen. Schon auf dem Debüt-Album war der Mann ja mit der Ballade "How Many Tears" dezent meilenweit übers Ziel hinausgeschossen, aber bei der hier genannten Nummer wurde im Vergleich der Kitsch-Level nochmal verdrei- bis -zwanzigfacht - von der gesanglichen Performance des unvermeidlichen Michael Kiske, der einfach immer klingt, als hätte er grade drei Flaschen Weichspüler auf ex getrunken, mal ganz zu schweigen.

    Die "Keeper Of The Seven Keys Part I"-Scheibe war damals in ihrer Gesamtheit für viele Metal-Fans ein Schlag ins Gesicht. Als heutiger, toleranter Metalhead des 21. Jahrhunderts kann man Synthie-Attacken auf Songs wie "A Little Time" oder "Future World" vielleicht besser akzeptieren, unsinnige Interludien wie "Initiation" oder "Follow The Sign" wegstecken, den Kitsch-Refrain von "Twilight Of The Gods" ertragen und besonders langmütige Zeitgenossen mögen sogar der puren 13-Minuten-Langeweile "Halloween" etwas abgewinnen können. Aber sobald "A Tale That Wasn't Right" erklingt, muss immer noch jedem, der es auch nur ansatzweise mit der harten Musik hält, das kalte Kotzen kommen - und genau aus diesem Grund ist der benannte Song zurecht in dieser Kategorie vertreten.

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