Konzertreview: Overkill & Destruction & Flotsam And Jetsam & Rezet live @ Hirsch Nürnberg 2019

  • Mit manchen Bands ist es wie verhext; jedes Mal, wenn sie in der Nähe auftreten, hat man aus irgendwelchen Gründen sicher grade keine Zeit. Für solche Bands muss man dann wohl oder übel etwas weitere Wege in Kauf nehmen - zum Beispiel den nach Nürnberg, um dort endlich Overkill live sehen zu können. Eröffnet wurde der Abend im Hirsch dann von Rezet. Die Nordlichter galten mal als eines der heißesten Eisen im deutschen Thrash-Nachwuchs, in den letzten Jahren ist ihnen aber merklich das Momentum abhanden gekommen. Entsprechend auch der heutige Auftritt; schlecht war das alles nicht, aber wirklich auf Betriebstemperatur wurde die Menge erst mit dem abschließenden "Have Gun, Will Travel" gebracht. Ein ordentlicher Opener, aber keine Empfehlung für mehr.

    Das Ziel konnte jetzt natürlich nur eine Steigerung sein und diese kam in Form von Flotsam And Jetsam. Die Amis präsentierten einen Mix aus bekannten Klassikern und den saustarken neuen Nummern - von allen Bands des Abends hatte das Quintett aus Phoenix die beste aktuelle Scheibe im Schlepptau - und rissen einen astreinen Oldschool-Thrash Metal-Gig ab.

    Es folgten Destruction, die ohnehin nie enttäuschen. Im Vergleich zu ihrem Auftritt vor drei Jahren - damals ebenfalls gemeinsam mit Flotsam And Jetsam - macht sich die Hinzunahme von Damir Eskic deutlich bezahlt. Hatte man ihn auf dem neuen Album noch kaum herausgehört, so klingt die Gruppe live mit zwei Gitarristen doch deutlich fetter und auch Neuzugang Randy Black machte an den Drums einen vorzüglichen Job.

    Und dann endlich traten Overkill an, um diese beiden Headliner-würdigen Auftritte, deren letzter für meine Person noch mit einem Plek von Schmier persönlich endete, zu toppen. Die eine und einzige Spielregel des Abends wurde von der Band früh und gewohnt trocken aufgestellt: "Don't be a pussy!" Und dann folgte ein Thrash Metal-Tornado, wie ich ihn bisher bestenfalls bei den Kollegen bei Exodus erlebt hatte. Im Auge des Sturms immer DD Verni, mit seinem Bass-Spiel tight wie ein Entenpopo, und ganz vorne der unverwüstliche Bobby Blitz, der - mit dem heutigen Abend lege ich mich fest - beste Sänger der Generation Ü60. Sowohl "Electric Rattlesnake", "Hello From The Gutter" und "Elimination" als auch "Mean, Green, Killing Machine", "Feel The Fire" und "Ironbound", die jeweils direkt hintereinander weg gespielt wurden, erheben beide massive Ansprüche, die beste Viertelstunde darzustellen, die ich je auf einem Live-Gig erlebt habe, und auch dazwischen lieferten die Herren einen Auftritt erster Güteklasse ab. Manchmal sollte man für eine Band eben doch einen etwas weiteren Weg in Kauf nehmen - es kann sich wirklich lohnen!

    Strapped on the table
    The operation begins
    Caught in the fable
    The doctor is in...

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