Kotzer der Woche #36: Deep Purple - Time For Bedlam

  • Zum heutigen Kotzer der Woche wird euch ein Song vorgestellt, den der Autor dieser Zeilen eigentlich schon wieder beinahe vergessen hatte, bis er ihm erst kürzlich wieder ins Blickfeld geriet. "Time For Bedlam" ist der Opener des 2017 erschienenen Deep Purple-Albums "Infinite", steht aber gewissermaßen symptomatisch für das Material, das der legendäre britische Hard Rock-Fünfer seit Jahrzehnten veröffentlicht. Dieses nämlich ist dem Status der Band durch die Bank unwürdig und wenn man die neueren Songs mit denjenigen vor der Auflösung der Band 1976 vergleicht, so kommt man kaum auf die Idee, dass es sich hier um ein und dieselbe Gruppe handeln könnte. Sicherlich, niemand kann von einer Band erwarten, dass sie am laufenden Band Klassiker wie "... In Rock" oder "Machine Head" veröffentlicht. Das kann nicht der Maßstab sein, an dem man eine Band, deren originale Mitglieder mittlerweile die siebzig Lenzen doch schon deutlich überschritten haben, misst und das ist auch dem hier aktiven Schreiberling vollkommen klar. Doch während Deep Purple auf "The Battle Rages On..." (Erscheinungsjahr 1993, wohlgemerkt) zumindest noch hie und da einen Hit an Bord hatten, versinkt alles, was diese Gruppe danach an Studioalben veröffentlicht hat, dermaßen im Mittelmaß, dass man sich schon fragt, wer außer Sammlern sich solche Machwerke überhaupt ins heimische Plattenregal stellt.

    Und ja, natürlich gab es auch auf den späteren Veröffentlichungen von Deep Purple hie und da mal lichte Momente. "Purpendicular" und "Abandon" lieferten ein paar Tunes, die zumindest ganz gut kommen, wenn man im Sommer in der Sonne liegt, "Rapture Of The Deep" wartete mit der schönen Ballade "Clearly Quite Absurd" auf und auf "Now What?!" fand sich mit "Vincent Price" sogar ein ordentlicher Rocker. Unter dem Strich ist das aber einfach viel zu wenig und es kann wirklich nicht der Anspruch einer Gruppe mit diesem Status sein, dass man aus ihren besten Veröffentlichungen der letzten fast drei Jahrzehnte mit Müh' und Not ein einziges gutes Album zusammenbasteln könnte - zumal man zwei Alben dieser Periode ("Bananas" und "Infinite") eigentlich mehr oder weniger vollständig in die sprichwörtliche Tonne kloppen könnte. Eine junge Band, die heute mit solchem Material auftritt, würde jedenfalls mit Sicherheit keinen Plattenvertrag bekommen.

    "Time For Bedlam" wurde deshalb als heutiger Kotzer ausgewählt, weil es sich hier nicht nur um einen Langweiler erster Güteklasse handelt, sondern wohl auch um den schwächsten Opener, den je eine Deep Purple-Scheibe gehabt hat. Wenn schon der Beginn eines Albums dermaßen lahm ist, dass dem Hörer sofort die Füße einschlafen, dann sagt das viel über die Richtung aus, die der Longplayer dann auch allgemein nehmen würde; und einen Vergleich mit den Opening Tracks anderer Alben, von "Speed King" bis "Burn", sollte man lieber nicht vornehmen, sofern man nicht irgendwie masochistisch veranlagt ist. Eingerahmt wird diese Nullnummer dann noch von seltsam unpassenden Sprech-Parts zu Beginn und Ende, die, als wäre die eigentliche musikalische Darbietung nicht schon mau genug, den Song noch weiter entstellen. Für den Autor persönlich, der als loyaler Fan der Frühwerke trotz des schwachen Outputs, den "Infinite" darstellte, seinerzeit Karten für die Tour der Band 2017 erworben hatte, knüpft sich an diesen Song dann noch die Erinnerung an einen der laschsten Auftritte einer großen Hard Rock-Gruppe überhaupt, bei dem man sich wirklich langsam kaum noch des Eindrucks erwehren konnte, es hier mit einer ausrangierten Rentner-Truppe zu tun zu haben. Mit solchen Darbietung bleibt einer großen Legende des Siebziger-Jahre-Hard Rocks letztlich nur das Abstellgleis.

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    Strapped on the table
    The operation begins
    Caught in the fable
    The doctor is in...

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!