• Review: Cannibal Corpse - Red Before Black

    Wenn eine der größten und beständigsten Death Metal-Institutionen überhaupt ein neues Album veröffentlicht, sind die Erwartungen meist schon grundsätzlich entsprechend hoch. Im Falle ihres neuesten Outputs "Red Before Black" haben Cannibal Corpse die Vorfreude zudem nochmal gesteigert, indem man vorab verkündete, das neue Material werde im Vergleich zu den letzten Alben einen stärkeren Thrash-Einschlag erhalten und insbesondere mit dem vorab veröffentlichten Titeltrack einen echten Hit auf die Fangemeinde losließ. Nun steht also das Album in den Plattenläden und die Frage stellt sich, ob das Machwerk den vorangegangenen Hype rechtfertigt. Lohnend könnte dabei auch der Blick auf das am selben Tag veröffentlichte neue Annihilator-Album "For The Demented" sein, das im Vorfeld ebenfalls für positive Reaktionen sorgte und ebenfalls einen heißen Kandidaten für das Album des Jahres darstellen könnte.

    1. Only One Will Die:
    Der erste Song eröffnet das Album mit einer echten Speed-Granate und gibt damit schon mal die generelle Marschroute vor. Genau so hatte man sich die Sache nach Ankündigung der verstärkten Thrash-Einflüsse vorgestellt! Die Nummer legt alles in Schutt und Asche und hinterlässt nichts als verbrannte Erde. Ein sehr gut gewählter Einstieg, der durch die Rausnahme des Tempos in der Bridge sogar noch dazugewinnt. Da kann man auch über das etwas standardmäßige Riffing gerne hinwegsehen!
    7/10 Punkte

    2. Red Before Black:
    Es folgt der oben schon angesprochene Titeltrack, der ebenso im Highspeed-Tempo in die Fresse geht, dabei aber ein wenig kontrollierter klingt als der etwas rohere Opener. Allgemein kann man festhalten, dass die Death Metaller mit der Ankündigung der Veränderung in Richtung insbesondere des deutschen Thrashs der Achtziger definitiv Wort gehalten haben. Die beiden ersten Nummern präsentieren sich als dreckiger Bastard der beiden Genres, die man in ähnlicher Form eigentlich eher von Truppen wie Vader oder Protector erwartet hätte.
    8/10 Pkt.

    3. Code Of The Slashers:
    Der Track war die erste Singleauskopplung aus dem Album gewesen und hat ja auch schon sein eigenes nettes Slasher-Video erhalten. Zum Repräsentieren des Albums eignet sich die Nummer allerdings nur mittelmäßig. Zwar finden sich durchaus einige nette Riffs und das technisch feine Geprügel, das man von der Gruppe eh grundsätzlich erwarten kann, bis der Track aber mal so richtig Fahrt aufnimmt, dauert es dann doch einen Ticken zu lange und auch danach hätte an der einen oder anderen Stelle etwas mehr Geradlinigkeit wohl nicht geschadet.
    5/10 Pkt.

    4. Shedding My Human Skin:
    Bei dem Songtitel muss der geneigte Thrasher wohl unweigerlich an den fast gleichnamigen Protector-Klassiker denken und daran wird wohl auch diese eher blasse Nummer wenig ändern. Zwar ist das ganze alles andere als schlecht gemacht und stellt wohl typisches Kannibalen-Futter dar, doch klingt die Chose einfach zu gewöhnlich, um irgendwie im Gedächtnis zu bleiben. Für zwischendurch trotzdem eine kurzweilige Nummer.
    5/10 Pkt.

    5. Remaimed:
    Eine Nummer, die weniger durch Geschwindigkeit, als vielmehr durch eine interessante Rhythmik im Gedächtnis bleibt und damit eine Seite der Band abdeckt, die auf dieser Scheibe fast schon ein wenig aus dem Rahmen fällt. Leider geht das ganze aber auch nicht zu hundert Prozent ins Ohr und kann mit den brutaleren Nummern der CD kaum konkurrieren. Death Metal aus der obersten Liga stellt der Song natürlich dennoch dar, auf diesem Album aber kein Highlight.
    6/10 Pkt.

    6. Firestorm Vengeance:
    Wesentlich stärker kommt dann wieder der Song, der die erste Hälfte des Albums abschließt. Ein cooles Riffing kombiniert mit einem sehr eingängigen, wenn auch nicht unbedingt innovativen Refrain tragen die Nummer, die aber im Gegensatz zu den vorangegangenen wieder wesentlich mehr Wiedererkennungswert hat. Wäre sicherlich eine interessante Option für künftige Setlists der Kannibalen; in einem Live-Setting könnte der Track eventuell noch besser funktionieren.
    7/10 Pkt.

    7. Heads Shoveled Off:
    Wie schon die erste beginnt auch die zweite Seite des Albums mit einer sehr energetischen Nummer, die auf technische Spielereien weitestgehend verzichtet. "Heads Shoveled Off" überrascht aber zusätzlich noch dadurch, die sehr straighte Gitarrenarbeit mit einem komplexen Songaufbau zu verbinden, was die Nummer zwar auf den ersten Hördurchgang etwas unübersichtlich erscheinen lässt, den Track aber nach und nach immer mehr zu einem echten Highlight des Albums macht. Stark!
    8/10 Pkt.

    8. Corpus Delicti:
    Die folgende Nummer läuft dann fast nach dem selben Prinzip ab, wobei allerdings das Riffing besonders zu Beginn wesentlich mahlender ausfällt. Auch dieser Song nimmt in der Folge allerdings immer mehr an Fahrt auf, kann aber das Niveau von "Heads Shoveled Off" nicht ganz halten. Dennoch ein weiterer ganz starker Track, der einmal mehr beweist, dass Cannibal Corpse auch anno 2017 noch völlig zurecht zu den größten Death Metal-Kapellen überhaupt gehören.
    7/10 Pkt.

    9. Scavenger Consuming Death:
    Ein extrem cooles Bass-Intro leitet den Track ein, der wohl mit zum experimentellsten gehört, was die Kannibalen auf "Red Before Black" anbieten. Im Gegensatz zu "Remaimed" geht die Rechnung aber in diesem Fall komplett auf und schafft einen atypischen, aber doch sehr interessanten Song, auf dem vor allem die Rhythmus-Sektion stärker im Fokus steht, als man es von der Band gewohnt ist. Wohl die positivste Überraschung des Albums!
    8/10 Pkt.

    10. In The Midst Of Ruin:
    Wem der letzte Song zu viel vom typischen Schema der Band abgewichen ist, der dürfte mit dem gleichermaßen starken "In The Midst Of Ruin" wieder auf seine Kosten kommen. Auch hier schlägt der schon mehrfach genannte Thrash-Einfluss wieder durch, stellenweise - und insbesondere in der Solo-Sektion - erinnert das ganze ein wenig an Kreator zu "Pleasure To Kill"-Zeiten. Ein weiteres Highlight auf einem allgemein verdammt starken Album!
    8/10 Pkt.

    11. Destroyed Without A Trace:
    Nach dieser ganzen Reihe von starken Nummern folgt kurz vor Ende dann doch nochmal ein eher mittelmäßiger Song. Zwar ist das ganze schnell und sehr direkt, doch will der Track irgendwie nicht wirklich zünden. Im Gegensatz zu den anderen flotteren Stücken regt das hier zwar durchaus zum Headbangen an, kann sich aber nicht längerfristig in den Gehörgängen halten; eventuell setzt die Nummer doch ein wenig zu sehr auf Simplizität auf Kosten der technischen Ausgefeiltheit.
    5/10 Pkt.

    12. Hideous Ichor:
    Zum Abschluss des Albums folgt dann noch eine weitere typische Nummer der Kannibalen. Der Track hätte in ähnlicher Form durchaus auch auf dem letzten Album stehen können und hätte dort auch auf jeden Fall ein Highlight dargestellt. Gegen Ende der Nummer wird dann das Tempo mehrfach etwas gedrosselt, was dem Track durchaus gut zu Gesicht steht, eher der Silberling wieder im Uptempo seinem Ende entgegen prügelt.
    7/10 Pkt.

    Fazit:
    Nach den ersten beiden sehr starken Nummern musste man kurzzeitig Sorge haben, "Red Before Black" könnte zu sehr ins Mittelmaß abrutschen, doch mit einer absolut erstklassigen zweiten Albenhälfte wenden Cannibal Corpse das Blatt und schaffen ein Album, das den Vorgänger "A Skeletal Domain" locker in die Tasche steckt. Die Thrash-Schlagseite war der Musik der Kannibalen zwar schon immer inhärent, auf dem neuen Album erreicht dieser Einfluss aber eine ganz neue Qualität und passt ganz hervorragend zu den ansonsten meist eher traditionell gehaltenen Death Metal-Nummern. Im Vergleich mit "Tomb Of The Mutilated" oder "Gallery Of Suicide" fehlt "Red Before Black" vielleicht der eine echte Über-Song, der das ganze Album krönen könnte, doch auch so legen die Amis ein echtes Brett von einem Album vor, das für jeden Death Metaller eine Plicht-Angelegenheit sein sollte.

    Strapped on the table
    The operation begins
    Caught in the fable
    The doctor is in...

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